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Jahr 1994

 

New Life

 

Juni 1994

 

Nine Inch Nails -

I wanna do something that matters

 

Autor: Christian Petke

 

 

Stationen eines Interviews

 NIN wird in Deutschland von einem Major (Island) vertrieben und man sollte also eine ziemlich gute Promotion erwarten können und natürlich auch reibungslose Zusammenarbeit mit der Presse. In der Realität sah das dann so aus.

 Island flog zwar zwei Key Journalisten (sprich hohe Auflagen, nämlich NMS und Metalhammer) und lies sie den Meister interviewen, aber die echten Underground Blätter schienen keinen Chance zu haben. Aber wo ein Wille ist....

1. München / Island "Sorry, wir können nichts machen"

2. Berkeley / USA "Anruf bei Kim X von C. O. P ob sie viel leicht jemanden aus dem Umfeld von NIN kennt.

3. San Francisco / USA Kim X spricht mit NIN Management "Cool - we need promotion in Germany" wir erhalten eine Nummer in England.

4. London / Island U.K. "Wir werden sehen was wir tun können" leider konnten sie nichts tun

5. Oberursel / Christian Petke Tobsuchtsanfall nach xtem Telefonat mit England !!

6. Berkeley / USA Telefonat mit Deathline Gitarristen Ray, der hatte nämlich für NIN vorgespielt und war in die engere Wahl gekommen, kannte Trent also persönlich. Und siehe da, er hatte Trent erst vor kurzem mit ihm gesprochen und war bereit den Inhalt des Gespräches wiederzugeben. (Privates wurde natürlich weggelassen)

 NIN sind in Deutschland zwar noch Underground, aber in den USA sind sie Stars, mit Majorverträgen (Interscope ) und auch Umsätzen (Platin für Pretty Hate Machine ). Diese Band hat dort bewiesen, dass man mit den neuen Industrial Hybriden auch in den Charts Erfolg haben kann. Dieser Faktor hat der Band natürlich auch einige Probleme bereitet denn schließlich sieht die Independentgemeinde nicht gerne Millionen-Umsätze ihrer Lieblinge. Nin sind fast schon wieder Out weil einfach zu viele sie gut finden. Gleichzeitig steigt der Erwartungsdruck der Fans die auf entweder sanftere Töne oder noch mehr härte erhoffen.

 "Ich habe keine Lust zu lügen. Natürlich kann ich mir ausrechnen, das ich mit Remakes von Titeln wie "Head in the hole" oder "Sin" eine menge Geld hätte machen können. Aber darum geht es nicht. Ich will versuchen Grenzen zu erforschen. Ich habe keine Lust stehen zu bleiben nur weil man das von mir erwartet. Ich muß ausdrücken was ich fühle, deshalb mache ich Musik, das ist wie Therapy für mich. Ich singe über mich, meinen seelischen Zustand, manchmal auch Ausnahmezustand. Ich kann nicht alle glücklich machen und ich versuche es auch gar nicht. Und ich weiß das "The Downward Spiral" vielen Leuten nicht auf Anhieb gefallen, wird. Ich bin sehr oft traurig oder melancholisch und all das fließt natürlich in die Songs mit ein. Ich bin auch kein Supermann oder Macho, sondern eher ein scheuer, zurückhaltender Typ. Es fällt mir z. B. nicht leicht mich mit Leuten, die ich nicht kenne, einfach zu unterhalten. Auch was mein Selbstbewusstsein angeht so bin ich momentan nicht voll auf der Höhe. Ich habe Angst, dass alles schiefgehen könnte, Konzerte nicht besucht werden, das jeder NIN hasst usw. Das passiert alles nicht wirklich, aber manchmal habe ich einfach kein Vertrauen in mich selbst und dann ist da diese Lawine von Erfolgsdruck. Erfolg kann ganz schön hart sein, wenn er Dich unvorbereitet trifft. Ich habe keine Wahl, seit ein paar große Zeitschriften mich zum Star erhoben haben ist mein Leben ziemlich schwierig geworden. Deshalb muss ich mich wenigsten in meiner Musik völlig auf mich selbst zurückziehen können.

 "Pretty Hate Machine" war Dancefloor Stoff. Traurig und Zerrissen zwar, aber doch sehr eingängig. Es gelang NIN eine Brücke von Mensch zu Mensch schlagen, die Band machte Musik die einen direkt ansprach‚ der man sich nicht entziehen konnte. Ich bekam die CD von den Jungs von PCP zusammen mit ca. 15 anderen. Das Album überzeugte mich auf Anhieb völlig und ist auf meiner persönlichen all time Hit-Liste. Die Platte ist hervorragend produziert von der Creme de la Creme der Electronic Mix Wizzards : Adrian Sherwood, Keith le Blanc, John Fryer und Flood. Diese Namen hätten eigentlich den Erfolg garantieren müssen aber wie es so geht, gab es die Platte bereits zwei Jahre bevor sie zum Megaseller wurde. Das ist etwas was es in der Musikbranche eigentlich überhaupt nicht gibt - ein Wunder sozusagen."

 "Pretty Hate Machine" war ein Anfang, noch sehr soft und weich. Ich hatte auch nicht soviel Entscheidungsfreiheit und konnte meinen eigenen Sound noch nicht voll entwickeln. Es gab sehr viel Einfluss von Seiten der Produzenten.

Als wir mit der ersten Lollapalooza unterwegs waren, wurden die Songs um einiges härter. Rich (Richard Patrick Git.) hat uns damals einen richtigen Schub gegeben. Er hat eine sehr gute Ausstrahlung auf der Bühne und macht eine sehr gute Show. Es hat persönlich sehr wehgetan das er NIN verlassen hat. Trennungssituationen zu verarbeiten ist sehr schwierig für mich. NIN hat nicht zuletzt durch packende Live-Konzerte sein Publikum gefunden. Eine brisante Mischung aus Sensibilität und brachialer Gewalt sind die Garanten für ein cooles Konzert. Man merkt das Trent Reznor während eines Konzerts alles gibt was er hat. Es Macht ihm augenscheinlich Spaß. "

 Als NIN anfing zu Touren war das genial, du sitzt mit ein paar Kumpels und unheimlich viel Equipment in einem engen Bus und fährst durchs Land. Du bist in deiner eigenen kleinen Welt die sich auf vier Rädern fortbewegt. Es gibt jeden Tag neue Situationen, die du meistern mußt, aber genau so etwas schweißt die Crew zusammen. Und dann haben wir dieses Land ja auch das erste Mal richtig kennengelernt. Es gibt so viele Orte wo man eigentlich nie  hinkommt, die aber wunderschön sind und in denen freundliche Menschen leben. Das geile war, dass die Leute uns kannten. Die haben die Songs einfach mitgesungen, das gibt dir den ultimativen Kick, wenn dir in einer fremden Stadt eine solche Welle von Sympathie entgegen schlägt. Da kann man seinen ganzen Frust einfach mal Vergessen und einfach abgehen."

 

Nach dem unglaublichen Erfolg während der Lollapalooza-Tour durch die USA und massivem MTV Einsatz kam erst lange nichts und dann ein Hammer: Broken - metal, hart, gitarrenlastig, laut und wie ein Schrei, eine Anklage. Nachdem die meisten Fans mit "Pretty Hate Machine" Part zwei gerechnet hatten, gab es hier bereits den ersten Schlag ins Gesicht.

 

"Es ging mir zu dem Zeitpunkt einfach zum kotzen. Es gab diese ganze scheiße mit TVT (NIN original Label) und wir wußten überhaupt nicht ob ich jemals wieder eine Plane machen würde. Denn eines war ganz klar mit diesen Leuten wollte ich nichts mehr zu tun haben. Ich mußte einfach meinen Frust rauslassen, ich konnte nicht anders. Wir mußten heimlich Aufnahmen machen, weil TVT alle Rechte an allen Aufnahmen von NIN hatte und es damals noch nicht die Vereinbarung mit Interscope und Nothing, meinem eigenem Label, gab. (TVT ist nur noch stiller Teilhaber an den Rechten, hat aber mit Produktion und Vermarktung nichts mehr zu tun.) Flood und ich haben unter falschem Namen Studios gebucht. Es war einfach eine schwierige Zeit und das hört man eben. Und dafür bekamen wir dann den Grammy als beste Metal-Band?!? Man ich war fassungslos.

 "The Downward Spiral" Trent Reznors neustes Werk, bricht wieder mit allem was er davor geschaffen hat. Das Album steht zuerst vor dir wie eine Wand - dann vermag man Strukturen und Muster zuerkennen, Soundcollagen vielschichtig und komplex angelegt, Trents Stimme mit ihrer speziellen Dynamik und Charakteristik, Geschichten von Lärm und Zerstörung und dann ein Piano und eine Stimme und sonst nichts. Trent hat erkannt das ein Flüstern manchmal mächtiger klingen kann als ein Schrei. Er spielt mit vielen verschiedenen Elementen und verbindet diese immer wieder neu und aufregend. Nichts das man einfach mal anhört und nett findet. Auch keine Fortsetzung des Speed Duells mit Ministry - Filmmusik für einen Roman von William Gibson oder ein Trip in Dantes Inferno waren erste Assoziationen.

 Aber diese Platte ist absolut nicht für Cocktailparties geeignet, eher für einen Report aus ex-Jugoslawien.

 "Ich will weiter, ich will nicht stehenbleiben und Erfolgsrezepte ausbeuten. Wenn man etwas zu lange macht, dann wird es langweilig. Ein hartes Riff kann echt geil sein, aber wenn du es immer wieder hörst dann fällt es dir am Ende nicht einmal mehr auf. Ich wollte etwas anderes machen, etwas mit mehr Tiefgang. Still really fucking intense, aber mit anderen Mitteln. Ich habe keine Ahnung wie die Leute reagieren werden, ob wir danach immer noch eine coole Band sind. Ich hoffe es. Denn diese Platte bedeutet sehr viel für mich. Sie ist ein wichtiger Teil von mir. Aber wenn sie denn Leuten nicht gefällt, dann habe ich auch keine Probleme damit"

 NIN sind im Juni in Deutschland ( siehe Termine ) und ich kann nur empfehlen diese Chance auf ein geniales Konzert zu nutzen. Es ist selten das in Deutschland eine Band von derart spektakulärer Qualität zu sehen ist.

 Christian Petke

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