Gut fünf Jahre ließ sich Trent Reznor Zeit, um den Nachfolger
zu "The Downward Spiral" herauszubringen, und im Interview nannte er gleich
mehrere Gründe für diesen langen Zeitraum. Verantwortlich war zum einen der
enorme Druck, den er auf seinen Schultern lasten sah. Daraus resultierten
Zweifel, ob das Material tatsächlich gut genug sei, denn, das sagt er nicht ohne
Ironie, "I have to save rock". Im Rahmen der MTV Awards am 9.9.99 relativierte
er kurz darauf: "Ich muss Rock nicht retten. Ich mag Rockmusik nicht einmal
besonders." Trotzdem: die Erwartungen an das nächste Nine Inch Nails-Album
erschienen Reznor so gewaltig, dass sie ihn in seiner Kreativität hemmten: "Ich
weiß nicht, wie oft ich mich ans Klavier setzte und dann ohne Ergebnis wieder
weggegangen bin. Es ist zwar Teil der Arbeit, aber es ist kein Spaß, denn am
Schluss steht öfter ein Scheitern als ein Erfolg." Herausgekommen ist
letztendlich eine gut zwei Stunden lange Doppel-CD, die dieser Tage unter dem
Titel "The Fragile" in die Läden gekommen ist.
"Wird diese Platte, die sich so
fundamental von unseren früheren Alben unterscheide, einige Fans befremden? Ich
weiß es nicht. bislang dachte ich jedes Mal, wenn wir ein Album rausgebracht
haben, dass die Fans Abstand nehmen würden." Ganz schlüssig, wie "The Fragile"
ins Gesamtschaffen von Nine Inch Nails einzuordnen ist, ist sich Reznor ohnehin
nicht: "Manchmal denke ich, dass die Platte sich von allem unterscheidet, was
wir bislang machten, und wenn ich sie am nächsten Tag höre, denke ich: ´Es
klingt wie Nine Inch Nails'. Ist das nun gut oder schlecht?" Trent Reznor ist
also, selbst wenn er sagt, dass dieses Album "das beste ist, das ich je gemacht
habe", weit davon entfernt, in Selbstherrlichkeit zu verfallen. Auch privat
durchlebte er in den vergangenen Jahren eine harte Zeit. Das prägende Ereignis
war der Tod seiner Großmutter, bei der er als Kind aufwuchs. Zudem musste er
sich eingestehen, einen Hang zur Depressivität zu haben: "Zwar relativ mild,
aber immer präsent. Ich denke, das Wissen darum und es zu akzeptieren, erklärt
mir eine Menge Dinge. Viele meiner Verhaltensweisen machen jetzt, wo ich eine
Erklärung dafür habe, Sinn. Wenn man sich irgendwie verhält und nicht direkt wie
ein Stück Scheiße. Ich fühle mich jetzt besser gewappnet, mit der Situation
umzugehen, habe mich aber entschlossen, nicht mit Medikamenten dagegen
vorzugehen."