Drei Jahre lang hat TRENT REZN0R, der Mann hinter den NINE
INCH NAILS, an neuen Industrial-Sinfonien gebastelt. Das Ergebnis ist zumindest
monumental: "The Fragile" überrascht durch Länge, Vielfalt und ungewohnten
Optimismus.
Er zählt zu den interessantesten Persönlichkeiten im harten
Rock unserer Tage: Trent Reznor, 35- Mastermind hinter NIN, gilt nicht nur als
geistiger Weg bereiter des Industrial-Rock, sondern auch als lebendes Mysterium:
Jemand, um den sich die haarsträubendsten Legenden ranken. Dem Affären mit
Courtney Love und Orgien mit Marilyn Manson nachgesagt werden. Der seine
Mitmusiker wechselt wie die Unterhosen, der sich seit Jahren gänzlich aus der
Öffentlichkeit zurückzieht und ein Faible fürs Morbide besitzt.
Zumindest wird das aus seinen bisherigen Domizilen
abgeleitet: Die Ranch der ermordeten Schauspielerin Sharon Tate oder sein neues
Tonstudio in einer Leichen- halle in New Orleans. Genug Stoff, um die Fantasie
sensationslüsterner Medien an zuregen und Reznor zu einer Art dunklem Prinzen
hochzustilisieren. "Alles Blödsinn", wehrt der ab. "Das Problem ist nur: Wenn du
ständig von Leuten umgeben bist, die dich hofieren und dir regelrecht den Arsch
küssen, dann verlierst du einfach die Bodenhaftung - du identifizierst dich mit
deinem eigenen Image. Zumindest war das bei mir ." Spricht's und ringt sich ein
zartes Lächeln ab.
So nihilistisch und frostig, wie ihm immer wieder nachgesagt
wird, ist er wohl auch nicht. Im wahren Leben erweist sich Reznor eher als
introvertierter Workaholic, der seine Kunst bis ins Letzte analysiert.
Vielleicht deshalb erachtet er die zügellose Wut und den geballten Hass seine
ersten Alben "Pretty Hate Machine" und "The Downward Spiral" inzwischen auch als
naive Jugendsünden. "Das hatte zwar unheimlich viel Energie, aber kaum
künstlerisches Potenzial. Es ging nur darum, dem Hörer kräftig ins Gesicht zu
schlagen, aber nicht, ihn in irgendeiner Form zu stimulieren."