Trent, wie Lange haben die Aufnahmen für Ihr neues Album
gedauert?
Die Arbeit fing im Januar 2004 an. Im Mai hatte ich dann
Material für fast zwei Alben zusammen, im Sommer habe ich es aufgenommen und bis
Herbst abgemischt. Damit war es das schnellste Album, was ich je gemacht
habe.
Warum haben Sie so Lange mit neuen Aufnahmen gewartet?
Ich habe die Zeit gebraucht, um mein Leben auf die Reihe zu
bekommen. Es waren zu viel Alkohol und Drogen im Spiel. Dadurch bin ich ziemlich
übel draufgekommen. Nach der letzten Tour hatte ich die Wahl: Entweder
draufzugehen oder von den Drogen wegzukommen. Ich entschied mich zu leben und
dafür alles Nötige zu tun. Das war ein langer Kampf, der mich völlig fertig
gemacht hat. Im Zuge dessen brauchte ich ein paar Jahre Pause, denn ich musste
erst wieder lernen, mich selbst zu kennen und zu schätzen. Schließlich habe ich
den Mut gefunden, zu sehen, ob ich noch etwas zu sagen habe. Und ich könnte mir
kein besseres Ergebnis wünschen.
Haben Sie Ihre Erfahrungen der vergangenen Jahre im neuen
Album verarbeitet?
Auf jeden Fall. Früher habe ich mit vielen schädlichen Sachen
herumexperimentiert, die mich ziemlich aus der Bahn geworfen haben. Darum geht
es beispielsweise in dem Stück "With Teeth".
Das Album ist aber überraschend poppig geworden
Ich weiß auch nicht, warum das dabei herausgekommen ist.
Alles, was ich sagen kann, ist, dass ich nicht an dieses Album mit dem Anspruch
herangegangen bin, meine Karriere wieder zu beleben. Es ging nicht darum, Zeit
wieder aufzuholen, sondern darum, ein ehrliches Album zu machen. Ich wollte
sehen, ob ich überhaupt noch in der Lage dazu bin. Der größte Katalysator im
Entstehungsprozess war die Idee, wieder mit Demos zu arbeiten, wie ich es schon
1995 für das Album "Pretty Hate Machine" gemacht habe. Damals arbeitete ich mit
Sound-Collagen, und manchmal kam dabei ein Song heraus. Diesmal wollte ich mit
Worten, Stimmen und Melodien beginnen. Ich setzte mir zudem die Regel, alle zehn
Tage zwei Songs fertig zu haben und erlaubte mir nicht, mich in
Nebenschauplatzen zu verlieren. Dabei kamen mehr richtige Songs als
Geräuschlandschaften zusammen.
Fühlen Sie sich durch die Erfahrung des Neuanfangs wie neu
geboren?
Sie haben Recht, aber ich mag diesen Ausdruck nicht, weil er
mich an bibelschwingende Idioten erinnert. Aber ganz bestimmt habe ich einen
ganzen Schrank voll mit Problemen mit mir rumgeschleppt, den ich jetzt
ausgeräumt habe. Fragen Sie mich in ein paar Tagen noch mal, und wir sehen, was
denn ist.
Sie sollen die Musik für sich neu entdeckt haben, als Sie
Johnny Cashs Version von "Hurt" hörten. Was hat Sie daran so berührt?
Rick Rubin hatte mich gefragt, was ich davon halten würde,
wenn Johnny Cash den Song covern würde. Als ich ihn dann ein paar Wochen später
hörte, war ich in einer zynischen Stimmung und fand seine Interpretation nicht
besonders. Ich meine: Hier war Johnny Cash, der meinen ganz persönlichen Song
mit seiner gigantischen Stimme sang. Das verletzte merkwürdigerweise irgendwie
meine Intimsphäre. Als ich aber später das Video dazu sah, hat es mich völlig
umgehauen. Ich bekam eine Gänsehaut, und mir stiegen Tränen in die Augen. Das
war zu einer Zeit, als ich mich schon wieder wie ein Mensch fühlte, aber nicht
sicher war, ob ich in der Lage sein würde Musik zu machen. Diese Situation hat
mir gezeigt, wie stark Musik sein kann. Man könnte sogar sagen, dass Cashs
Version die Bessere ist.
Ein Song des neuen Albums heißt "Right Where lt Belongs". Der
Text scheint sich auf die Thematik des Films "Matrix" zu beziehen, Ist er aus
der Perspektive eines Drogensüchtigen heraus geschrieben, der nicht weiß, ob die
Welt wirklich existiert oder nicht?
Ich bin ein Drogenabhängiger. (lacht) Also wird es schon
etwas damit zu tun haben. Vielleicht spielte aber auch rein, dass ich zu der
Zeit, in der das Stück entstand, viel von Bob Dylan gehört habe.