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Year Zero

 

 

 

 

Musikexpress

 

Mai 2007

 

Year Zero

 

 

Autor: Thomas Weiland

 

 

Nine Inch Nails
Year Zero
Nothing/lsland/Universal


Düstere Zukunftsvisionen und elektronische Durchschlagskraft prägen die
neueste Etappe der Industrial-Rock-Berserker.


Es ist schon komisch. Ganz im Gegensatz zu seinen sonstigen Gepflogenheiten legt der für seine Akribie bekannte Trent Reznor schon wieder ein neues Album seiner Nine Inch Nails vor—nur zwei Jahre nach seinem letzten, WITH TEETH. Das ist für Reznor ein neuer Rekord—nie vorher gab es einen kürzeren Zeitraum zwischen der Veröffentlichung von zwei Nine-Inch-Nails-Alben. Relativ schnell wird deutlich, was ihn zur Eile getrieben hat. Trent Reznor, sonst notorisch selbst zentriert, sieht das Ende von uns allen kommen. Er hat sich mit Diktaturen befasst, die die Erinnerung an die Zeit vor ihrer Machergreifung mit Gewalt auslöschen wollen und eine neue faschistoide Zeitrechnung proklamieren, die mit dem Jahr null beginnt. Außerdem hat er sich vor dem Hintergrund der amerikanischen Politik unserer Tage mit allerlei Verschwörungstheorien befasst und daraus— der Leser ahnt es bereits — das bisher politischste Album seiner Karriere gemacht. Es gibt also einen roten Faden hier, weshalb YEAR ZERO im Vergleich zum zerstückelten Vorgänger auch konzeptionell durchdachter wirkt. Zuerst erfährt man von „The Beginning Of The End“ und am Ende der Gedankenkette steht eine Welt, in der alles auf die Nullsumme reduziert ist. Beängstigend. Was die musikalische Umsetzung seiner Ideen betrifft, hat Trent Reznor auf Zugeständnisse an den Zeitgeist verzichtet. Kurze Abstecher in Richtung Techno und Electro, zu denen er auf seinen letzten Platten neigte, bleiben auf YEAR ZERO aus. Zumeist klingt das Album eingängig, einpeitschend und elektronisch — Markenzeichen, die man mit den frühen Tagen der Band verbindet. Der Song „My Violent Heart“ gibt das perfekte Sinnbild für dieses Album ab. Er beginnt ruhig, entwickelt sich zum tosenden Beatmonster und kehrt dann wieder in den entspannten Ausgangszustand zurück. Trent Reznor und seine Band verfügt über einen Maschinenpark, der es ihnen möglich macht, mit voller Kraft gegen die Wand zu rennen. Aber sie wissen ihre Instrumente auch virtuos einzusetzen und achten dabei auch auf die Zwischentöne. Diese Rochaden und die für Nine Inch Nails typische, noch einmal leicht erhöhte Intensität machen neue YEAR ZERO zu einem wichtigen Album dieser Band.

VÖ: 23.4.
****1/2
Thomas Weiland

 

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