Trent Reznors Resümee zu
"With Teeth" klingt ernüchternd: "Mit dieser Scheibe musste ich
nach jahrelangem Blackout erst einmal wieder testen, was ich überhaupt noch
kann". das wahre Comeback von NINE INCH NAILS ist "Year Zero",
der erste teil eines apokalyptischen Albumkonzepts, dessen Fortsetzung bereits
2008 folgen soll.
16 Songs lang tauchen die
Industrial-Ikonen in eine düstere Zukunftsvision ein, die im Jahr 2022 spielt.
72 Minuten zelebrieren NINE INCH NAILS einen schwarzen Soundtrack, dessen
Hauptaugenmerk auf teilweise improvisierten Klang-Collagen liegt.
"Hyperpower":
Ein düsteres Intro lässt den
Zuhörer langsam in Reznors apokalyptisches Szenario eintauchen.
"The Beginning of the End":
es herrscht eine eiskalte,
sterile ruhe vor dem grossen Sturm. der Song überrascht mit einer fast schon
poppigen Note. langsam setzen die NIN typischen verzerrten Industrialsounds
ein.
"Survivalism":
Die erste Single geht mit
höllischen, tanzbaren Up-Beat sofort in die Beine. der eingängige Refrain
beisst sich in den Gehörgängen fest und macht 'Survivalism' zu einem
potenziellen Club-Kracher.
"The Good Soldier":
Ein markerschütternder,
drückender Beat der Marke 'Closer' bringt die Eingeweide zum vibrieren. Trents
entspannter Gesang, luftig-dunkle Synthie-Teppiche und rau quiekende (hurz?!-Red.)
Gitarren untermalen das Szenario.
"Vessel":
Ist eine bedrückende
Sound-Collage aus pochenden trip-hop Beats, sägenden Samples und spacigen Computerspiel-Geräuschen.
"Me, I'm not"
Wie schon bei der ersten Single
tauchen hip hopper Saul Williams als Background-Sänger auf. Die Nummer klingt
maschinell und entrückt. Gitarren kommen kaum zum Einsatz, elektronischer
Purismus und verspielte Effekte dominieren.
"Capital G":
Mit einem dancefloor-geeigneten Midtempo-Rhythmus
hat 'Capital g' das Zeug zur zweiten Single.
"My Violent Heart":
Dumpfe Beats schlagen ins
Trommelfell. Trent flüstert beschwörend, bis der Refrain mit schmerzhaft
verzerrten Sample-Granaten einsetzt.
"The Warning":
Voluminöse, kalte Big-Beats
prügeln sich in die Magengrube. Gitarren sägen zu Reznor Gesang.
"God Given":
Gewaltige Sound-Eruptionen und
ein Dance-Rhythmus lassen 'God Given' zu einem der coolsten Tracks auf 'Year Zero'
avancieren.
"Meet Your Master":
Der Vibe von 'A Perfect Drug' ist
spürbar. mehrstimmiger Gesang verschmilzt mit trillernden Soundeffekten und
einem gewaltigen Midtempo-Beat.
"The Greater God":
Horroratmosphäre macht sich
breit. Trent nuschelt entrückt, ein Klavier spielt wie von Geisterhand, und
bedrohliche Synthie-Teppiche vereinen sich mit narkotischen Störgeräusch.
"The Great Festroyer":
Ein zerstörerischer Beat gibt die
Marschrichtung vor, Wolken aus neurotisch-kranken Samples umfliegen Trents
melodischen bis kraftvollen Gesang.
"Another Version Of The Truth":
Das Inferno scheint vorbei zu
sein. summende, warme Soundwogen und verlorene Pianoklänge geben dieser Instrumental-
Nummer den Charme eines 'The Downward Spirals' Relikts.
"In This Twilight":
Kurz vor Schluss dürfen die
Gitarren dominanter knattern, während Trent zu luftig pochenden rhythmen singt.
"Zero-Sum":
noch einmal übernehmen wummernde
Beats die Herrschaft. flüsternder Gesang umspielt tote Klavierklänge (Doppelhurz?!-Red.),
bevor es mit einem surrenden Sound hinab geht in eine unbekannte Zukunft.
Fazit:
"Year Zero" wird
dominiert von gewaltigen Beats, die regelrecht zu leben scheinen. sie surren,
atmen, saugen und spielen die Hauptrolle in einem Kunstwerk, das an den
elektronischen Purismus von "Pretty Hate Machine" oder "A
Perfect Drug" erinnert, aber gleichzeitig um Welten vielschichtiger und
komplexer klingt. Reznor schreit weniger und lässt die Gitarren vornehmlich im
Hintergrund agieren, um den Fokus auf ein buntes Spektakel aus pulsierenden
Rhythmen, Samples, apokalyptischen keyboard-läufen und exotischen
Sound-Fragmenten zu lenken. die am 13. April erscheinende cd klingt
futuristisch kalt und wärmend zugleich, und der von Reznor stets dementierte
Einfluss von Saul Williams ist in den vielfältigen Rhythmen spürbar, bei denen
nicht selten Pop-,Hiphop- und Big Beat-Vibes durchscheinen.
Conny Schiffbauer
|