NINE INCH NAILS, "Charterhalle", München
Generationskonflikt in der Abflughalle des alten Münchner
Flughafens:
Überzeugte Schwarzträger bereiten sich auf die brachiale
Gehirnwäsche Trent Reznors vor. Eine Tür weiter dagegen kollabieren Teeniemassen
anläßlich des dritten ausverkauften Konzerts der Ärzte. Über die Pop-Doktoren
aber können die Fans von Nine Inch Nails nur schmunzeln. Ihnen bietet Mastermind
Reznor genau das, weswegen sie gekommen sind: Durch dicke Nebelschwaden dröhnt
von der Bühne herunter der Soundtrack der 90er Jahre. Schlagzeuger und
Keyboarder thronen über der Szenerie wie Könige der Unterwelt. Und kaltes Licht
macht die Atmosphäre auch nicht gerade freundlicher. Dennoch: Keine Band spielt
die brisante Mischung aus Industrial und Rock so beherzt wie Nine lnch Nails.
Und kein anderer Texter verpackt den Schmerz so eindringlich wie Trent Reznor.
Pop-Refrains folgen auf grollende Gitarren, besessene Drums treffen auf
schmerzhaft schöne Piano Passagen. Derlei faszinierenden Klängen kann selbst ein
zwischenzeitlicher Kollaps der Lautsprecheranlage nichts anhaben. Am Ende weiß
jeder in der erschöpften Menge: Die musikalische Gewalt der Nine lnch Nails ist
durch nichts zu brechen.
(mw)