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Januar 2000

 

 

 

Autor: Robert Baumanns

 

 

NINE INCH NAILS

26.11.1999 - Düsseldorf Stahlwerk

Gleich vorab: Es war eine Explosion. Und selbst nach dieser Show kann man nur erahnen, wozu Trent Reznor und Nine Inch Nails fähig sind. Es ist die absolute Zerstörung aller bisher sicher geglaubten Regeln der Rockmusik. Wer sind die Stones? Wer Nirvana, The Who, Led Zeppelin, Ministry oder Sepultura? Und wer zum Teufel ist Marilyn Manson? Nach Trent Reznor zerfallen sie alle zu Staub. Nachdem Atari Tonnage Riot, die zumindest an diesem Abend rückblickend wie ein Kindergarten wirkten, die Bühne geräumt haben, beginnt fast unmerklich eine sphärisch-aggressive Musik, während die Bühne für das kommende Großereignis umgebaut wird. Bald schon merkt man, dass diese Klänge bereits zum Nine Inch Nails-Programm gehören. Es wird immer lauter, dann hebt sich der Vorhang. In der Mitte der Bühne steht Reznor, der einen Teil von „Somewhat Damaged“ ins Mikro brüllt, bevor er direkt zu „Terrible Lie“ übergeht. Die Halle tobt, und dennoch weiß keiner so recht, was dort eigentlich gerade passiert. Erste Slips fliegen auf die Bühne - Mädels, ihr habt nichts gelernt... Obwohl man zugeben muss, dass Reznor eine Ausstrahlung hat, die auch hartgesottene Männer über ihre Befindlichkeiten (und die ihrer Freundinnen) nachdenken lässt. Wie ein Bulldozer fährt er durch sein Programm: „The Wretched“, „Head Like A Hole“ „Into The Void“- ein Hammersong nach dem anderen. Untermalt wird die Show von sterilem Neonlampen-Geflacker, rotem, gelbem und grünem Licht, viel Stroboskop und Schwarzlicht, ziemlich gut in Szene gesetzt. Was die Herren Reznor, Clouser, I,ohner, Finck und Dillon aus sich und ihrem Equipment herausholen, ist phänomenal - und sogar die berüchtigte Stahlwerk-Akustik macht dem Ganzen keinen Strich durch die Rechnung: der Sound ist heute gut. Dann geht der Vorhang wieder runter: kleine Atempause nach einer Stunde. Zu „La Mer“ wird ein Video gezeigt, passenderweise sind es Ozeanwellen. Hinter der transparenten Leinwand sieht man ab und zu die Band aufblitzen. Dann beginnt der zweite Teil - „Sin“,  „Piggy “, „Starfuckers Inc. “, und die Halle wird endgültig zur Sauna. Jegliche Selbstkontrolle des Publikums ist dahin, Nine Inch Nails spielen alles aus sich heraus. Bis endlich „Closer“ angestimmt wird, vergehen fast zwei Stunden. Zwei Stunden, nach denen nichts mehr so ist, wie es war. Um die Zukunft einer modernen Musik muss man sich - Trent Reznor sei Dank - keine Sorgen mehr machen.

Robert Baumanns

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