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Rock Hard

 

Mai 2007

 

Nine Inch Nails

Brixton Acadamy, London

 

 

Autor: Andreas Himmelstein

 

 

 

NINE INCH NAILS

LADYTRON

London, Brixton Academy

Gleich viermal machen Nine Inch Nails auf ihrer Europatour in der altehrwürdigen Londoner „Brixton Academy“ Halt, die schon für zahlreiche legendäre Live-DVDs und -Videos (u.a. Faith No More und jüngst Bullet For My Valentine) als adäquate Location diente. In den zwanziger Jahren als eines von vier „Astoria“-Theatern errichtet, beeindruckt vor allen Dingen die mehrmals restaurierte und dementsprechend gut erhaltene Inneneinrichtung im Art-Deco-Stil. Das Ganze gipfelt in einem riesigen Bogen über der Bühne mit jeder Menge fein verzierter Nischen, Säulen und Balkönchen und bietet 5.000 Zuschauern Platz. Tausend davon können es sich in einer Loge bequem machen, die von hinten bis fast zur Hälfte in den nach unten abfallenden und somit sehr gute Sicht auf alten Plätzen garantierenden, unteren Zuschauerbereich hineinreicht. Bei Bühnenlicht ist es nahezu unmöglich, das sehr hohe Dachgewölbe der Halle zu sehen, und es wird der Eindruck suggeriert, man stehe unter freiem Himmel. Somit ist die „Brixton Academy“ definitiv eine der schönsten Konzert-Locations weltweit.

Und wenn dann auch noch vor dem eigentlichen Hauptact eine solch extrem langweilige, überflüssige und nichts sagende Kapelle wie die aus Liverpool stammenden LADYTRON mit unzähligen Keyboards ein nerviges Bontempi-Massaker veranstaltet, kann man zunächst in aller Ruhe die unzähligen Details der beeindruckenden Architektur studieren. Denn viel zu sehen gibt es auf der Bühne eh nicht. Drei Typen und drei Mädels mit dem Aktionsradius und der Ausstrahlung eines nassen Handtuchs stehen sich die Beine in den Bauch, zelebrieren einen Anne-Clark-für-ganz-ganz-Arme-Sound und dürften während des kompletten Gigs wohl kaum mehr als fünf Kalorien verbrannt haben. Gemeinsam, versteht sich. Was für ein Rotz! Die Truppe wird vom eigentlich ziemlich relaxten englischen Publikum zum Teil mit Höflichkeitsapplaus, aber auch mit Pfiffen und gestreckten Mittelfingern verabschiedet.

Nachdem in ewig lang erscheinender Kleinstarbeit die beiden Spots am linken und rechten Bühnenrand justiert wurden, die NINE INCH NAILS-Chef Trent Reznor auf jedem Livefoto seit Jahren gleich aussehen lassen, folgt erst mal ein langes Intro, bevor es endlich losgeht. Videoleinwände gibt es diesmal keine; lediglich ein paar Lichterstangen hinter der Band und von der Traverse herunterbaumelnde Lampen über den Köpfen der Musiker sorgen für die optische Unterstützung eines glasklaren Sounds in angemessener Lautstärke, der sogar deutliche Stereoeffekte erkennen lässt. Der Set besteht neben den obligatorischen Klassikern na, auch aus zwei Stücken vom kommen den Album „Year Zero“ (Survivalism und The Beginning Of The End -‚ das an diesem Abend angeblich zum ersten Mal live gespielt wird), die dem Großteil des Publikums bereits aus dem Internet bekannt sind, wie man an den Reaktionen unschwer erkennen kann. Obwohl es an der gewohnt starken, wenn auch wie immer sehr wortkargen Performance von Herrn Reznor und seiner Begleitband - allen voran von der räudigen Rock n’ Roll-Wildsau an der Gitarre in Person von Aaron North mit einer erstklassigen Weirdo-Performance - nichts auszusetzen gibt, werden als Highlights des Abends vor allen Dingen die fantastische Location und das extrem textsichere und feierwillige Londoner Publikum in Erinnerung bleiben. Die Zugabe „Head Like A Hole“ - wird vom ersten bis zum letzten Ton in einer Lautstärke mitgegrölt, dass die P.A. kaum mithalten kann und man sich ernsthafte Sorgen um die bauliche Substanz der „Brixton Academy“ macht. Genial!

Andreas Hammelstein

 

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