„PERFOMANCE 2007“
Die Jahrhunderthalle in Frankfurt Höchst dient eher selten als Location
für Konzerte im Independent-Bereich. Wer hier einen Gig hat und die Halle dann
auch noch gut füllt, der hat es geschafft, denn hier haben bis zu 5.000 Fans
ausreichend Freiraum, um einen Auftritt ihrer jeweils bevorzugten Band
beizuwohnen. Die Tatsache, dass einige Konzerte der „Perfomance 2007“-Tour von
NIN ausverkauft waren, ist ebenfalls ein Indiz dafür, dass es Trent Reznor
definitiv geschafft hat. Betrachtet man den Werde gang des umtriebigen
Workaholics aus Cleveland, zeigt sich allerdings auch die Mühe, die hinter dem
Lohn ausverkaufter Hallen steckt, denn es ist schon eine einmalige und sehr
beachtliche Geschichte, die seit dem Jahr 1988 ihren Lauf genommen hat.
In Frankfurt sah die Belohnung am
Mittwoch, den 4. April, mit geschätzten 4.000 Fans, die sich dem individuellen
Mix aus Industrial-Rock von Trent Reznor hingaben, doch recht ordentlich aus.
Da wirklich alles rundum gut organisiert war, konnten Ladytron, die NIN als Hauptsupport
auf der kompletten Europatour begleitet, pünktlich um 20:00 Uhr beginnen. Die
1998 in Liverpool gegründete Band hatte im Publikum schon eine größere
Fangemeinde, die den Mix aus Pop und Wave mit dem Charme der 80er verfallen
war. Die beiden Frontfrauen Helen und Mira interpretierten ihre Songs
abwechselnd auf etwas unterschiedliche Art und Weise, was auch wirklich gut
gemacht war, obwohl etwas mehr Dynamik in den Beinen sicher nicht geschadet hätte.
Nichtsdestotrotz würdigte das Publikum den etwa halbstündigen Auftritt mit
einem ordentlichen Applaus und verabschiedete die Band pünktlich um 20:30 Uhr.
Unmittelbar danach herrschte ein
reges Treiben auf der Bühne, und gut ein Dutzend Crewmitglieder war damit
beschäftigt, das Equipment zu arrangieren. Nach einem kurzen Soundcheck stand
dann endlich dem Auftritt von Reznor und seiner Band nichts mehr im Weg. Trent eröffnete
kurz nach 21 Uhr den Abend mit dem Song „Somewhat Damaged“, der in der gut
gefüllten Halle und auf den Rängen auch direkt einen gesicherten Zuspruch fand.
Der nächste Song, den vor allem auch Gitarrist Aaron North und Bassist Jeordie
White in kraftvoller Unterstützung von Drummer Josh Freese und Keyboarder
Alessandro Cortini perfekt darboten, war „You Know What You Are?“ vom 2005er „With
Teeth“-Album. Der Sound kam derartig druckvoll und klar in den Saal, ohne dabei
in einer Frequenz übersteuert gewesen zu sein, dass man hier nur ein dickes Lob
an die Techniker aussprechen kann. Neben dem gewaltigen Sound und der ohnehin
überragenden Performance der Band überzeugte vor allem auch die stetig
wechselnde, aufwändige Lichtshow; hier wurde richtig großes Kino geboten. Bei
dem Song „Piggy“ begab sich Trent ins Publikum und feierte in den ersten Reihen
mit all seinen Fans, wobei einige wohl unter leichten Schwächeanfällen litten
und kurzfristig von den Sanitätern versorgt wurden. Im weiteren Verlauf des
Sets hatte Trent seine Auswahl überwiegend auf das Erfolgsalbum aus dem Jahr
1994, „The Downward Spiral“, gelegt. Vom neuen Album „Year Zero“ gab es
lediglich den Song „Survivalism“ zu hören, doch das hatte offensichtlich seine Gründe.
Das Publikum störte es weniger, da die Klassiker aus den Anfangstagen sich
ohnehin noch allergrößter Beliebtheit erfreuen. Die Power der Show nahm im Verlauf
des Abends stetig zu, vor allem Aaron mit seinem Enthusiasmus an der Gitarre
bot eine durchweg abwechslungsreiche Show. Nicht minder aktiv zeigte sich
Jeordie White, der auch unter dem Künstlernamen Twiggy Ramirez bekannte Ex-Marilyn-Manson-Bassist.
Ein besonderes Highlight in der Auswahl der Songs war sicher auch „Suck“ (Track
99) von der „Broken“-EP.
Zwischenzeitlich hatte die Band
fast 90 Minuten Action hinter sich, und so gönnte Trent dem Publikum und der
Band eine wohlverdiente
Verschnaufpause. Die Herren verschwanden, und der gute Trent stellte sich
selbst hinter das Keyboard, um den Song, der sogar von Johnny Cash im Jahr 2002
gecovert wurde, zu spielen: „Hurt“. Doch die Freude über dieses wirklich tolle
Stück währte nicht lange: da trotz Trents mahnender Worte („Why do you fuckin‘
scream in this song, scream in another
song!“) lauthals weitergeschrieen wurde, brach
er den Song kurzerhand ab. Eine nachvollziehbare Konsequenz, obwohl die schreienden
Fans vielleicht gar nicht wirklich mitbekommen hatten,
was Trent damit vermitteln wollte. Schade war es auf alle Fälle, und dabei hatte es mit einem von Feuerzeugen
erleuchteten Saal und dunklem Back ground so toll angefangen. Beim nächsten Song,
„The Hand That Feeds“, erteilte Trent dann wieder die Freigabe zum Schreien,
und es wurde mächtig gerockt. Zum krönenden Abschluss gab es den Klassiker, der
niemals fehlen darf: „Head Like A Hole“ aus dem Album „Pretty Hate Machine“.
Ein bombastischer Abend ging nach 100 Minuten Power zu Ende und hinterließ
nachhaltig Eindrücke, die kaum eine andere Band erreichen kann.
Oliver Loscher
Foto © Sandro Griesbach, www.darkrnoments.de
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