NINE INCH NAILS
Live: Beside You In Time
DVD (Nothing/Universal)
bereits erschienen
Große Erwartungen sollte man
keine hegen, wenn man sich auf diese DVD vorfreut oder sich das Brot vom Mund abspart,
um Live: Beside You In Time (benannt noch dem wohl coolsten With Teeth-Song)
ins heimische Regal hineinzukaufen. Denn so richtig ist es dieses audiovisuelle
Dokument nicht wert, repräsentiert es doch eine der berühmtesten und fanreichsten
Bands dieser Erde nur mit kargen Mitteln. Gerade anderthalb Stunden dauert die
Aufzeichnung der letztjährigen „With Teeth“-Tour in den USA, der Rest der
Scheibe ist mit unsensationellem „additional content“ und einem — ganz finster
— geräuscharmer, sprich: geräuscharmen Menü „ausgestattet“. Fünf weitere,
irgendwie uninspirierter wirkende Live-Tracks den Sommertour 2006, drei kurze
Proberaummitschnitte (The Collector,
Every Day In Exactly The Same und Love In Not Enough), die Videoclips von The Hand That Feeds und Only sowie eine Bildergalerie und die
bisherige Discographie. Sicherlich sind 92 Live-Minuten Nine Inch Nails besser
als gar keine, allerdings ist oftmals trotz des hervorragenden Sounds ein
akustisches Ungleichgewicht zu erkennen, das auch von der grandiosen Lightshow
nicht weggeschluckt zu werden vermag, welche von der Kamera aus Fernperspektive
wahrlich perfekt eingefangen wurde — die Gesamtoptik eines NIN-Konzerts kommt
voll zur Geltung. Die 19 Titel des Hauptfilms sind eine angenehme Reise durch
mehrere Dekaden und Platten, mit Höhepunkten wie Terrible Lie, bei dem sich Trent Reznor emotional komplett in den
Song hineinlegt und eine imposante Performance abliefert; auch Gave Up ist sehr überzeugend rockig und
wild dargeboten. Gänsehaut stellt sich automatisch bei der zweiten Nummer You Know What You Are? ein: Der Vorhang,
der bei Love Is Not Enough die
Musiker leicht verhüllte, hebt sich, und der herrliche Gesamteindruck sowie die
Lichteffekte entfalten sich zur Gänze. Fürs Herz sind zudem die leisen und
gefühlvollen Interpretationen von Right
Where It Belongs und Hurt, wohingegen
With Teeth das Manko des Auftritts
offenbart: Zu Beginn bedient Trent alleine die Keys und singt, doch mit dem
dazu einsetzenden übermotvierten, übersteuerten und recht unfähig anmutenden
Gitarristen Aaron North wird der Rest dieses Liedes langweilig als Standard
heruntergespielt. Überhaupt die E-Gitarre: Das Prunkstück Closer sowie Eraser
wurden ebenfalls durch das zu laute Agieren Norths total verunstaltet, und was
Nine Inch Nails hier absolut nicht hingekriegt haben, ist leider March Of The Pigs, welches ziemlich
schlecht und unbeholfen runtergezockt wunde. Wish wiederum transportiert das Wilde überraschend originalnah.
Unterm Strich ist Live: Beside You In
Time okay, ginge aber noch deutlich besser da man von einer Gruppe dieses
Kalibers wesentlich mehr erwartet. (7)
Thomas Sonder
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