Nine Inch Nails
Live: Beside You In Time
Nothing/Universal
Let there be light —
let there be sound! Eine NIN-Show ist bekanntlich nichts für
Epilepsie-Gefährdete. Und in den heimatlichen Staaten legen Reznor und
Konsorten in Sachen Blitzlichtgewitter noch eine Schippe mehr drauf als in der
alten Welt.
Nicht, dass das Konzert Mitte
März im Kölner Palladium irgendwelche Wünsche offen gelassen hätte, aber
verglichen mit dem Licht- und Phon-Spektakel auf dieser DVD, fahren die Nails
in Deutschland gefühlte 100 Watt weniger auf Wobei sich die vor einem Jahr in
Oklahoma City und dem texanischen El Paso mit sechs Kameras aufgezeichneten
Shows von der Set-Choreographie her von den gerade absolvierten
Deutschland-Dates kaum unterscheiden. Eine ausgeklügelte Mischung aus etwa der
Hälfte der Songs des für NIN-Verhältnisse eher mediokren Albums „With Teeth“
(Highlights darunter „The Hand That Feeds“ und die Konzerteröffnung „Love Is
Not Enough “) sowie Klassiker-Kalibern wie „Wish “, „March Of The Pigs“ oder
„Closer“ dürfte alte wie neue Fans gleichermaßen zufrieden stellen. Der Sound
ist perfekt und äußerst kraftvoll, doch bei einer NIN-Show ist das visuelle
Erlebnis genauso intensiv. Im Hauptprogramm von „Beside You In Time“ dominiert
wieder einmal der Kontrast zwischen gleißendem Licht und tiefster Dunkelheit.
Was die Figuren auf der Bühne treiben, kann das Publikum meist nur erahnen,
aber das Geheimnisvolle macht eben einen Teil des Reizes dieser Band aus. Nur
die Verpackung der DVD dürfte informativer sein. Der DVD-Betrachter kann
immerhin Gitarrist Jeordie White beim Wirbeln beobachten,
Schlagzeug-Allzweckwaffe Josh Freese auf die Finger schauen und in seltenen
Momenten gar einen Blick auf Trent Reznors Gesicht erhaschen. Gegen Ende - erst
das andächtig zelebrierte Reznor-Solo „Hurt“ und dann noch mal Vollgas mit dem
abschließenden „Head Like A Hole“ — wird es fast taghell und man kann sehen,
wie White seinen Destruktionsdrang auslebt und den Elektroschrott dann den
Graben schubst. Schön, wenn man einen toleranten Endorser hat. Als Bonus gibt
es u.a. zwei Clips (das verzichtbare Billig-Video zu „ The Hand That Feeds“ und
das sehenswerte „Hole“), drei Proberaummitschnitte und fünf Live-Songs von der
Amerika-Tour, die ausnahmsweise in grelle Farben getaucht werden.
Dirk Siepe
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